
Private Equity in der Steuerberatung – Chance oder Risiko?
Die Steuerberatung, eine bisher eher traditionelle Branche, verändert sich aktuell rasant. Treiber der Konsolidierung sind steigende Anforderungen an Digitalisierung, die immer mehr zu beachtenden Vorgaben und unterschiedliche Herausforderungen in der Personalgewinnung. Dies setzt viele Kanzleien unter Druck. Gleichzeitig lockt die Branche nun Investoren an – mit ungewissen Folgen. Das mittelständische Beratungsunternehmen Ecovis beleuchtet die Chancen und Risiken dieser Entwicklung.
In der Branche wird kontrovers diskutiert, wie die wachsende Rolle von Finanzinvestoren zu bewerten ist. Jüngste Ankündigungen, dass Investoren sogar Jagd auf die Vorreiterrolle der „Big Four“ machen wollen, haben das bisherige Nischen- und Branchenthema endgültig ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gehoben. Die Frage steht im Raum, welche Konsequenzen am Ende überwiegen werden: Auf der einen Seite können Investitionen helfen, Kanzleien finanziell zu stärken, Innovationen sowie Synergie und Effizienz in der Beratung voranzutreiben und neue Geschäftsmodelle entstehen zu lassen. Auf der anderen Seite besteht ein Risiko, dass Renditeziele die Beratungsqualität und Unabhängigkeit negativ beeinflussen könnten. Die Steuerberatung, lange eine der letzten stark regulierten, unabhängigen und freiberuflich geprägten Berufsgruppen, steht vor einer Zäsur.
Vier mögliche Wege in die Zukunft
Ecovis sieht vier wesentliche Entwicklungen, die sich aus dieser Dynamik ergeben:
- Verkauf oder Schließung – Einige Kanzleien werden den wachsenden Anforderungen nicht mehr gerecht werden können und sich aus dem Markt zurückziehen. Gerade Steuerberater, die kurz vor dem Ruhestand stehen, sind zunehmend mit der Herausforderung, eine Nachfolge zu finden, konfrontiert. Stattdessen schließen sie ihre Kanzleien. Ein Verkauf kommt aktuell nur bei solchen Kanzleien infrage, die bereits die unumgänglichen Digitalisierungsschritte gegangen sind.
- Eigenständigkeit mit vollem Unternehmerrisiko – Kanzleien, die zukünftig eigenständig agieren wird es aus Sicht von Ecovis weiterhin in bestimmtem Umfang geben. Diese Option erfordert jedoch hohe Belastbarkeit, Arbeitseinsatz und Innovationskraft. Vermutlich wird sich dieses Segment auf bestimmte Nischen beschränken, zum Beispiel in besonderen Branchen, regional oder für spezielle Mandantengruppen.
- Anstellung in einem investorengetragenen Steuerkonzern – Einige Steuerberater werden als Angestellte / Minderheitsbeteiligte in einem durch Private Equity finanzierten Unternehmen tätig sein. Dort können sie sich voll und ganz auf fachlichen Aufgaben konzentrieren, ohne unternehmerische Verantwortung tragen zu müssen ohne aber auch voll von den Vorteilen und Gewinnen der Selbstständigkeit zu profitieren.
- Die Mittelweg-Lösung: Starke partnergeführte Unternehmensgruppen – Steuerberater, die unternehmerische Verantwortung und Mitbeteiligung übernehmen wollen, aber nicht allein die steigenden Herausforderungen stemmen wollen, finden in Gruppen wie Ecovis eine nachhaltige Lösung. Diese bieten Unabhängigkeit, gebündelte Ressourcen und gemeinsame Innovationskraft bei gleichzeitig unternehmerischer Teilhabe.
Die Konsequenzen für den Steuerberatungsmarkt
Zusammengefasst lässt sich sagen: Es ist von weiterer Professionalisierung des Berufsstandes auszugehen, was deutlich weiterer Anstrengungen in den Kanzleien bedarf. Zudem antizipiert Ecovis eine durch die Veränderungen getriebene Tendenz zu Zusammenschlüssen und das Entstehen weiterer Geschäftsmodelle neben der Selbstständigkeit als Konsequenz.
Ecovis setzt auf Gemeinschaft und Verantwortung
Ecovis ist überzeugt, dass partnergeführte Unternehmensgruppen die Zukunft der Steuerberatung sichern können. „Die Herausforderungen für Kanzleien wachsen, doch Finanzinvestoren sind nicht die Antwort auf alle Fragen. Unternehmerische Verantwortung vor Ort, breite professionsübergreifende Schultern und Spezialexpertise im Hintergrund, – daran glauben wir fest“, sagt Dr. Ferdinand Rüchardt, Partner und Vorstand bei Ecovis. Rüchardt weiter: „Zudem bin ich überzeugt davon, dass es gerade für Unternehmer im Mittelstand von entscheidender Bedeutung ist, einen Steuerberater an seiner Seite zu haben, der die Selbstständigkeit nicht nur aus der Theorie kennt, sondern selbst so arbeitet und somit über die Bedürfnisse und Herausforderungen mit Unternehmern auf Augenhöhe sprechen kann.“