Fachkräftegewinnung und -bindung: Was wirklich zählt in Zeiten des Arbeitskräftemangels
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Fachkräftegewinnung und -bindung: Was wirklich zählt in Zeiten des Arbeitskräftemangels

Qualifizierte Arbeitskräfte sind nach wie vor hart umkämpft. Nach den Erschütterungen durch die Pandemie und der anschließenden „Great Resignation“ stehen Unternehmen nun vor der Herausforderung, nicht nur neue Talente zu gewinnen, sondern vor allem ihre bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Die aktuellen Ergebnisse der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung aus dem ersten Quartal 2025 zeigen dabei deutlich: Klassische Vergütungsmodelle allein reichen längst nicht mehr aus.

Flexible Arbeitszeiten als Top-Anreiz

Die Befragung lässt keinen Zweifel daran, was Arbeitnehmern heute am wichtigsten ist: Flexibilität bei der Arbeitszeit. Drei Viertel der befragten Unternehmen (76 %) setzen diesen Anreiz bereits gezielt ein, um Fachkräfte zu gewinnen. Diese Zahl unterstreicht den aktuellen Wandel in der Arbeitswelt, in der starre 9-to-5-Modelle zunehmend als überholt gelten.

Besonders ausgeprägt ist dieser Trend im Dienstleistungssektor, wo bereits 78 Prozent der Unternehmen flexible Arbeitszeiten anbieten. Spitzenreiter sind hier Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten (86 %). Aber auch für kleine und mittlere Unternehmen bietet sich hier eine Chance, im Wettbewerb um Talente zu punkten.

Die Bedeutung von Weiterbildung unterschätzt?

An zweiter Stelle der wichtigsten Anreize stehen mit 68 Prozent Weiterbildungsmaßnahmen. Dies ist nicht verwunderlich, denn Investitionen in die Kompetenzen der Mitarbeitenden schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie erhöhen nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber, sondern steigern auch die Produktivität, Motivation und Loyalität der Mitarbeitenden.

Interessant: Obwohl Weiterbildung als zweitwichtigster Anreiz gilt, haben im Jahr 2024 nur 31 Prozent der Mitarbeitenden tatsächlich an Weiterbildungsmassnahmen teilgenommen. Hier besteht in vielen Unternehmen noch Potenzial, das Weiterbildungsangebot auszubauen und besser zu kommunizieren.

Zusatzleistungen schlagen Homeoffice und Gehalt

Überraschend: Mit 60 Prozent setzen deutlich mehr Unternehmen auf Zusatzleistungen wie Jobtickets, Sportangebote oder Kantinen als auf flexible Arbeitsorte (34 %) oder überdurchschnittliche Bezahlung (32 %). Dies deutet darauf hin, dass der tägliche Komfort und die Work-Life-Balance für viele Beschäftigte inzwischen wichtiger sind als rein monetäre Anreize.

Besonders bemerkenswert: Trotz aller Diskussionen um New Work spielen innovative Konzepte wie Sabbaticals (12 %), die 4-Tage-Woche (11 %) oder Workation-Modelle (5 %) bislang nur eine untergeordnete Rolle. Hier zeichnet sich ein mögliches Differenzierungspotenzial für Arbeitgeber ab, die bereit sind, neue Wege zu gehen.

Warum Unternehmen auf Weiterbildung setzen sollten

Unternehmen, die in Weiterbildung investieren, tun dies in erster Linie, um ihre Mitarbeitenden zu motivieren und an das Unternehmen zu binden (67 %). Dahinter folgen das Erlernen neuer Fähigkeiten (62 %) und die Vertiefung bestehender Kompetenzen (48 %).

In der Industrie steht das Erlernen neuer Fähigkeiten mit 67 Prozent an erster Stelle. Großunternehmen nutzen Weiterbildung zudem deutlich häufiger zur Förderung der internen Mobilität (15 %) als kleinere Unternehmen – ein Ansatz, der angesichts des Fachkräftemangels auch für mittelständische Betriebe interessant sein könnte.

Weiterbildung: Qualität statt Quantität?

Im Durchschnitt investieren die Unternehmen 7,5 Stunden pro Woche in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden – das entspricht rund einem Arbeitstag. Bemerkenswert: In der Industrie sind es mit 9 Stunden deutlich mehr als im Handel (6,4 Stunden).

Ein wichtiger Erfolgsfaktor: 89 Prozent der Weiterbildungen finden während der regulären Arbeitszeit statt. Insbesondere Großunternehmen setzen mit 98 Prozent fast ausschließlich auf dieses Modell, während kleinere Unternehmen etwas häufiger auf Weiterbildung außerhalb der regulären Arbeitszeit setzen (13 %).

Fördermittel für Ihre Weiterbildungsstrategie

Nicht immer müssen die Unternehmen die Kosten einer Weiterbildung allein tragen. Hierfür stehen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung:

  • Bildungsgutschein: Vollständige Kostenübernahme für Arbeitnehmer bei der Agentur für Arbeit. Mehr dazu: Arbeitsagentur.
  • Weiterbildungsstipendium: Bis 9.135 € für junge Talente nach der Ausbildung. Mehr dazu: SBB Stipendien.
  • Aufstiegs-BAföG: Zuschüsse und Darlehen bis 15.000 € für Aufstiegsfortbildungen. Mehr dazu: Aufstiegs-BAföG.
  • ESF Plus: Regionale Förderung, z. B. Fachkursförderung in Baden-Württemberg. Mehr dazu: ESF.

Nutzen Sie die Möglichkeiten, um Ihre Weiterbildungsstrategie zu stärken – so wird Weiterbildung zur Win-Win-Strategie. Wir unterstützen Sie bei der gezielten Auswahl geeigneter Förderprogramme. Schreiben Sie uns über das untenstehende Kontaktformular.

Ausblick

Für Unternehmen geht es nicht mehr nur darum, Stellen irgendwie zu besetzen. Vielmehr müssen sie eine Kultur schaffen, die qualifizierte Fachkräfte anzieht und bindet. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass neben harten Faktoren wie dem Gehalt vor allem weiche Faktoren wie Flexibilität, Entwicklungsmöglichkeiten und Unternehmenskultur den Unterschied machen.

Unternehmen, die hier vorausschauend agieren und mutig neue Wege gehen, werden im sich verschärfenden Wettbewerb um die besten Talente die Nase vorn haben und damit auch wirtschaftlich erfolgreicher sein als ihre Wettbewerber.

Ansprechpartner

Andreas Bachmeier
Andreas Bachmeier
Unternehmensberater in Dingolfing, Nürnberg, München
Tel.: +49 8731-7596-0

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