Vor dem Stichtag: So nutzen Sie freie Kapazitäten für Ihre Sanierung
Zum Jahresende wird es im Mittelstand oft hektisch. Gerade dann rutschen steuerliche Themen schnell nach hinten. Doch kurz vor dem 31.12. lassen sich noch wichtige Stellschrauben bewegen, die Ihr Jahresergebnis entscheidend beeinflussen. Befindet sich Ihr Unternehmen in der Sanierung, ist dieser „Steuer-Endspurt“ besonders wichtig, um Liquidität zu sichern und eine stabile Basis für das neue Jahr zu schaffen.
Der 31.12. ist nicht nur Silvester
Im Steuerrecht zählt grundsätzlich, was bis zum 31. Dezember passiert ist. Alles, was danach kommt, wirkt sich erst auf das nächste Jahr aus. Für Unternehmen in der Restrukturierung ist dieser Stichtag deshalb umso wichtiger: Sie können das auslaufende Geschäftsjahr noch gezielt gestalten. Jede Maßnahme hat direkten Einfluss auf Bilanz, Liquidität und damit auch auf Gespräche mit Banken oder Gläubigern im neuen Jahr.
Liquidität sichern mit dem Investitionsabzugsbetrag (IAB)
In einer Sanierung ist Liquidität entscheidend. Der IAB ist hier eines der wirksamsten Werkzeuge. Planen Sie in den kommenden drei Jahren die Anschaffung eines beweglichen Wirtschaftsguts, zum Beispiel einer Maschine, eines Fahrzeugs oder neuer IT? Dann können Sie unter gewissen Voraussetzungen bereits jetzt bis zu 50 % der geplanten Kosten als Aufwand geltend machen.
Dadurch wird Ihre Steuerlast sofort gesenkt, obwohl Sie die Investition erst später tätigen. So sparen Sie bares Geld und schonen Ihre Liquidität, die Sie gerade jetzt dringend benötigen.
Abschreibungen sinnvoll nutzen
Müssen Sie aktuell Gewinne versteuern, obwohl die Liquidität angespannt ist? Dann prüfen Sie, ob Sie Aufwand vorziehen können. Ein Klassiker sind Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG). Alle selbstständig nutzbaren Wirtschaftsgüter unter 800 € (netto), zum Beispiel Werkzeuge, Stühle oder Laptops, dürfen sofort abgeschrieben werden.
Wenn ohnehin kleinere Anschaffungen anstehen, bündeln Sie diese noch vor dem Jahreswechsel. Prüfen Sie außerdem, ob Sonderabschreibungen möglich sind, etwa wenn Modernisierungsmaßnahmen Teil Ihrer Sanierung sind. Das kann Ihr steuerliches Ergebnis deutlich entlasten.
Wenn Sie zusätzlich überlegen, größere Investitionen vorzuziehen, lohnt sich ein Blick auf die wieder eingeführte degressive Abschreibung. Sie kann ein weiterer Hebel sein, um steuerliche Vorteile gezielt zu nutzen. Mehr dazu in unserem Artikel: „Degressive Abschreibung bis 2027: Wann sich Investitionen lohnen und wann nicht“
Rückstellungen sind Pflicht
Gerade in der Krise braucht es eine ehrliche Bilanz. Dazu gehört, alle absehbaren Risiken korrekt abzubilden. Das Instrument dafür sind Rückstellungen. Prüfen Sie daher vor dem Jahresende:
- Drohen Verluste aus bestehenden Verträgen?
- Stehen Rechtsstreitigkeiten oder Schadenersatzrisiken im Raum?
- Wurden notwendige Reparaturen aufgeschoben, die im kommenden Jahr sicher anfallen?
All diese Punkte müssen in die Bilanz dieses Jahres aufgenommen werden. Das drückt zwar kurzfristig das Ergebnis, schafft aber Transparenz und verhindert, dass Risiken später unangenehm überraschen.
„In der Sanierung ist eine ehrliche Bilanz besonders wichtig. Rückstellungen abzubilden fühlt sich manchmal unangenehm an, ist aber nötig, um Vertrauen bei Banken zu schaffen und den Turnaround realistisch zu planen,“ sagt Fabian Bergmoser, Steuerberater in Dingolfing.
Ausblick
Der optimierte Jahresabschluss ist ein wichtiger Schritt, aber nur der Anfang. Die steuerlichen Spielräume, die Sie jetzt nutzen, verschaffen Ihnen Liquidität und Luft für die nächsten Monate. Sie bilden die Grundlage, um 2026 die notwendigen strategischen und operativen Maßnahmen konsequent umzusetzen.
Wenn Sie diesen Weg nicht allein gehen möchten oder Unterstützung bei der Planung und Umsetzung Ihrer Sanierung brauchen, stehen wir Ihnen gerne zur Seite.