Was „Basel IV“ für den Mittelstand bedeutet und worauf es jetzt bei Kreditverhandlungen ankommt
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Was „Basel IV“ für den Mittelstand bedeutet und worauf es jetzt bei Kreditverhandlungen ankommt

Seit Januar 2025 sind weitere Anforderung der als „Basel IV“ bekannten Vorschriften für Kreditinstitute in Kraft getreten, die zum Teil direkten Einfluss auf die Kreditvergabe und -konditionen haben. Was bedeutet das insgesamt und wie können Sie Ihr Unternehmen darauf vorbereiten? Mike Rudolph kennt die wesentlichen Fakten.

Was ist der Hintergrund?

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS), ein internationales Fachgremium von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden mit Sitz in Basel, erarbeitet seit 1978 Standards zur Sicherung bzw. Stärkung des Bankensystems. In regelmäßigen Abständen werden diese Regelwerke überarbeitet und immer wieder entsprechend verschärft. Wesentlicher Fokus von Basel I bis IV war stets eine angemessene(re) Eigenkapitalausstattung der Institute.

Für europäische Banken werden aus Basel über die Verordnung „CRR III“ (05/2024) verbindliche Vorgaben abgeleitet, die nun schrittweise verpflichtend umzusetzen sind. Auch wenn es zum Teil Übergangsfristen zur Abfederung gibt, besteht bei vielen Banken Handlungsdruck zur umfassenden und konsequenten Erfüllung dieser aufsichtsrechtlichen Vorgaben.

Was ändert sich?

Im Kern geht es um neue Risikostandards, nach denen Banken ihre Eigenkapitalanforderungen auf Basis ihrer sogenannten risikogewichteten Aktiva (RWA) berechnen müssen. Viele Banken haben bisher interne Berechnungsmodelle verwendet, die im Vergleich niedrigere RWA – und damit auch niedrigere Eigenkapitalanforderungen – ergaben. Dieses Einsparpotenzial wird nun deutlich eingeschränkt: Die nach internen Modellen ermittelte Eigenkapitalunterlegung darf künftig nur noch maximal 50 Prozent (stufenweise ansteigend, ab 2030 nur noch 27,5 Prozent) unter der nach dem Standardansatz ermittelten Eigenkapitalunterlegung liegen.

„Ein praktisches Beispiel sind Darlehen mit höheren Beleihungsausläufen und entsprechenden Blankoanteilen: Diese Kredite werden risikoreicher eingestuft, was zu einer höheren Eigenkapitalunterlegung führt“, weiß Rudolph, der über 25 Jahre Bankerfahrung in der Beratung von Firmenkunden verfügt. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer relevanter Aspekte, wie etwa die Vereinheitlichung der Berechnung von operationellen Risiken oder die stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken (ESG).

Was sind die Folgen für die Unternehmen?

Die Folgen für die Unternehmen liegen auf der Hand: Banken benötigen für viele Kreditgeschäfte mehr Eigenkapital als bisher. Diese Ressource ist teuer und die Kosten werden zwangsläufig an die Kreditnehmer weitergegeben. „Kredite werden also im Vergleich zum aktuellen Zinsniveau teurer“, erklärt Rudolph. Zudem ist zu erwarten, dass die Banken bei der Kreditvergabe noch selektiver vorgehen. Unternehmen mit schwächerer Bonität und wenig banküblichen Sicherheiten könnten es daher künftig schwerer haben, an günstiges Fremdkapital zu kommen. Unternehmen sollten sich daher bereits heute proaktiv mit folgenden konkreten Handlungspunkten auseinandersetzen:

Was können Unternehmen tun?

Transparenz schaffen

Die Basis jeder Finanzierungsstrategie ist Transparenz. Verschaffen Sie sich ein umfassendes Bild Ihrer finanziellen Situation inklusive realistischer Prognosen. Gehen Sie damit am besten aktiv auf Ihre Hausbanken zu und hinterfragen Sie dabei auch Ihre Ratingeinstufung und die von der Bank angesetzten Sicherungswerte, z.B. für Grundschulden auf Immobilien oder sicherungsübereignete Maschinen. Ihre Offenheit schafft Vertrauen bei den Kreditgebern und die Erkenntnisse über die Sichtweise der Banken verbessern indirekt Ihre Verhandlungsposition bzw. können Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.

Finanzierungsquellen diversifizieren

Alternative Finanzierungsformen wie Leasing und Factoring sind den meisten bekannt, aber auch Förderkredite gewinnen im aktuellen Umfeld wieder an Bedeutung: Ein Blick auf einige KfW-Programme und die Angebote der Landesförderinstitute lohnt sich; nicht nur wegen der günstigen Zinssätze, sondern auch wegen der zum Teil möglichen Tilgungszuschüsse oder kombinierbaren Haftungsfreistellungen.

Eigenkapitalquote stärken

Gerade in Zeiten teurer werdender Fremdfinanzierung gewinnt die Eigenkapitalausstattung weiter an Bedeutung. Die systematische Verbesserung der Eigenkapitalquote sollte daher immer auf der Agenda stehen. Aber nicht nur „echtes“ Eigenkapital, sondern auch eigenkapitalähnliche Finanzierungen, wie z.B. sogenanntes Mezzanine-Kapital (oft auch über Förderinstitute möglich), sollten im Fokus stehen. Auch wenn es sich dabei in der Regel um teure Mittel handelt, so können sie – richtig dosiert – das Rating um entscheidende Punkte verbessern und damit letztlich auch die Kreditzinsen.

Ausblick

„Vorsichtig formuliert, verbessert sich durch Basel IV der Kreditspielraum weder für die kleinen und mittelständischen Firmen noch für die finanzierenden Banken. Gleichzeitig wollen und müssen beide Seiten dieses Geschäftsfeld aktiv belegen“, so Rudlph abschließend. Die Zeiten erfordern also eine gut diversifizierte und transparente Finanzierungsstrategie der Unternehmen mit einem genauen Blick auf alle Finanzierungsmöglichkeiten und andererseits eine kundenorientierte Umsetzung der neuen Anforderungen durch die Kreditinstitute. Unternehmen, die sich jetzt mit den oben genannten Maßnahmen auseinandersetzen und gegebenenfalls notwendige Veränderungen einleiten, werden auch in Zukunft Zugang zu attraktiven Finanzierungskonditionen haben. Wir unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Finanzierungsstrategie zukunftssicher auszurichten.

Ansprechpartner

Mike Rudolph
Mike Rudolph
Unternehmensberater in Chemnitz
Tel.: +49 371 9191-141

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