Krisenmanagement durch Restrukturierung: Was Unternehmer wissen sollten
Die vielfältigen Krisen hinterlassen Spuren: Immer mehr Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen, nicht selten lassen sich diese nur mithilfe einer Restrukturierung meistern. Wann die angebracht ist und wie sie abläuft, erklären die Ecovis-Experten.
Die Coronapandemie und die darauffolgenden Geschäftsschließungen, globale Lieferkettenprobleme und erhebliche Materialpreissteigerungen, Zinserhöhungen und Investitionsstau, schwindende Kaufkraft und Inflation, Fachkräftemangel und steigende Personalkosten – viele Unternehmen standen und stehen vor jeder Menge Herausforderungen. Dazu wälzen neue Technologien und gesellschaftliche Trends die Märkte um.
Besonders betroffen ist in Deutschland die gesamte Baubranche, aber auch Gastronomie- und Handwerksbetriebe oder Einzelhandelsgeschäfte. Sie haben mit Auftragsrückgängen und zum Teil Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Unternehmensberater Andreas Bachmeier bei Ecovis in Dingolfing sagt: „Die Umsätze gehen nach unten, gleichzeitig steigen die Kosten. Das negative Wirtschaftswachstum hat Auswirkungen auf so gut wie jedes Unternehmen.“ Und nicht wenige von ihnen geraten dadurch in eine echte Krise. Ecovis-Unternehmensberater Robert Kowalski in Rostock spricht von einer „Multi-Krisen-Zeit“, in der wir uns befinden, und ergänzt: „Für alle Unternehmer ist es jetzt angebracht, den aktuellen Status quo des eigenen Betriebs besonders kritisch zu durchleuchten: Funktioniert mein Geschäftsmodell in diesen Zeiten? Bin ich auch für die Zukunft gut aufgestellt? Und wie kann ich mein Geschäft die aktuellen Entwicklungen ausrichten?“
Passgenaue Lösungen sind notwendig
Dabei sind die Antworten auf diese Fragen und die damit einhergehenden Handlungsspielräume so unterschiedlich wie auch die Unternehmen selbst. Wichtig ist es deshalb, gründlich zu analysieren, wo genau die eigenen Schwachpunkte liegen, um entsprechende tragfähige Lösungen für unsichere Zeiten zu entwickeln. Ecovis-Berater Bachmeier berichtet etwa von einem Metzgereibetrieb, der in eine Schieflage geraten war. Mit steigenden Beschaffungspreisen bei gleichzeitiger Konsumflaute brachen die Umsätze bei hochwertigen Fleischwaren dramatisch ein. Trotzdem war die Lage nicht ausweglos: Eine genaue Analyse zeigte, dass einige Standorte anders betroffen waren als andere. Der Unternehmer entschied sich daher, Filialen seines Geschäfts zusammenzulegen. Auf diese Weise ließen sich Kosten einsparen und der Betrieb aufrechterhalten. Ganz anders war der Fall dagegen bei einem Maschinenbauunternehmen, das als Zulieferbetrieb vor allem für die Automobilbranche arbeitete. Mit rückläufigen Auftragszahlen analysierte das Unternehmen den Markt – und fand neue Abnehmer bei Unternehmen, die Windräder produzieren.
Rechtzeitig reagieren für mehr Handlungsspielraum
Ob Diversifikation der Auftragnehmer oder Filialschließungen – die Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich die Lösungsansätze bei Restrukturierungen sein können. „Typische Fälle gibt es so nicht“, erzählt auch Ecovis-Experte Kowalski aus seinem Beratungsalltag: „Es gibt Mandanten, die schlicht die Digitalisierung verschlafen haben, andere haben nicht rechtzeitig in neue Technologien investiert oder sie haben die Mitarbeiterbindung vernachlässigt. Und bei wieder anderen hat eine fehlende Nachfolgeregelung das Unternehmen in eine Krise geführt.“ Was auch immer der Grund ist, da sind sich die Ecovis-Experten einig, es gilt, rechtzeitig auf Herausforderungen zu reagieren. „In der Theorie unterscheidet man zwischen verschiedenen Stadien einer Krise. Und auch in der Praxis zeigt sich: Je früher ich auf Warnsignale reagiere, desto größer sind meine Handlungsspielräume“, erklärt Kowalski. Bachmeier wird noch deutlicher: „In diesen Zeiten müssen Unternehmerinnen und Unternehmer kontinuierlich und vorausschauend planen.“ Es reiche also nicht länger aus, nur einmal im Quartal auf die Zahlen zu sehen. „Es geht um Planung, Planung und nochmals Planung – oder konkreter: um die Umsatz-Ertrags-Planung, die Liquiditätsplanung, die Kostenplanung.“
Wie eine Restrukturierung abläuft
Zeigen die Zahlen, dass sich das Unternehmen in Schieflage befindet oder absehbar auf eine Krise zusteuert, dann kann eine Restrukturierung angebracht sein. Dabei handelt es sich um eine Neuausrichtung des Unternehmens, um es aus der Krise wieder zum Erfolg zu führen. Um herauszufinden, wie diese Neuausrichtung aussehen kann, werden zunächst alle relevanten Unternehmensdaten analysiert. Je nachdem, ob es sich um eine strategische Krise, eine Ergebnis- oder eine Liquiditätskrise handelt, stehen dabei unterschiedliche Informationen im Vordergrund. Diese Informationen müssen Unternehmen dann genau (eventuell nach Geschäftsfeldern getrennt) durchleuchten und mit aktuellen Markt- und Wettbewerbsdaten vergleichen. „Insbesondere bei der Überarbeitung der Kalkulationsgrundlagen spielen natürlich die geänderten Zinssätze eine erhebliche Rolle“, ergänzt Karl Klebl, Steuerberater bei Ecovis in Neumarkt. Und Ecovis-Unternehmensberater Bachmeier ergänzt: „Hier zeigt sich erneut die Notwendigkeit der kontinuierlichen Überprüfung aller Kalkulationen: Wer mit veralteten Zahlen arbeitet, übersieht sonst allzu leicht Krisensignale.“
Systematisch und zügig handeln
So wichtig eine systematische Herangehensweise auch ist, so essenziell ist es, schnell zum Kern des Problems vorzudringen. Im Beratungsalltag geht es daher zügig hin zu den spezifischen und unternehmenseigenen Herausforderungen. Hier lohnt es sich, die Unterstützung erfahrener Berater anzunehmen, die keine Zeit auf Nebenschauplätzen verlieren, erklärt Kowalski: „Denn es hilft schließlich nichts, die Verwaltungskosten zu optimieren, wenn mein eigentliches Problem ein verpasster Digitalisierungstrend ist.“ Nach der Analyse folgt daher die Planung der Maßnahmen: Sind Angebote anzupassen oder Mitarbeiter zu schulen? Gilt es, defizitäre Filialen zu schließen oder in kaufkräftigen Regionen das Angebot auszubauen? Sind Abhängigkeiten von bestimmten Branchen zu reduzieren oder sind Neukunden zu akquirieren? „Die Handlungsalternativen sind sorgsam abzuwägen und vorausschauend zu berechnen, ohne allzu viel Zeit zu verlieren“, macht Ecovis-Experte Bachmeier deutlich, „und natürlich spielen dabei auch die Zukunftsvorstellungen des Unternehmers eine entscheidende Rolle.“
Auch wenn es darum geht, Liquiditätsengpässe zu überbrücken, stehen die Ecovis-Experten ihren Mandanten mit Rat und Tat zur Seite. Etwa bei der Vorbereitung des Gesprächs mit der Hausbank, um für bessere Konditionen zu werben. „Hier ist eine stringente Darlegung der Herausforderungen und der ergriffenen Maßnahmen das Allerwichtigste“, sagt Ecovis-Unternehmensberater Kowalski. Daher sollten Unternehmer keinesfalls unvorbereitet, besser noch mit der Unterstützung eines Beraters in ein solches Gespräch gehen. Das Gleiche gilt auch, wenn Betriebe Fördermitteln beantragen – ebenfalls ein Thema, das viele Chefinnen und Chefs nicht oder nur unvollständig auf dem Schirm haben. „Wir helfen gern dabei, staatliche Unterstützungsangebote ausfindig zu machen.“
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