Kapitalbeschaffung: Heute schon an morgen denken

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Angesichts des historischen Zinstiefs lohnt sich eine wohlüberlegte Finanzierungsstrategie mehr denn je. Wer jetzt richtig handelt, ist auch in Zukunft auf der sicheren Seite.

Wenn sich Unternehmen heute Kapital beschaffen wollen, finden sie günstige Rahmenbedingungen wie lange nicht mehr. Die Zinsen bewegen sich auf historischen Tiefs, und die Geldhäuser buhlen mitunter sogar regelrecht um die Finanzierung solider Mittelständler. Konsequenz: Das ifo Institut meldet für die gewerbliche Wirtschaft das beste Finanzierungsklima seit 13 Jahren. Doch dieses Umfeld gilt es jetzt auch effizient zu nutzen. „Unternehmer sollten die niedrigen Zinsen für ihre Kredite so lange wie möglich festschreiben, um für die nächsten zehn bis 15 Jahre eine sichere Kalkulationsbasis zu haben und die Zinsvorteile dauerhaft zu nutzen“, rät Thomas Roll, Finanzierungsexperte bei Ecovis. Auch sei es jetzt eine Überlegung wert, sich aus bestehenden Zinsfestschreibungen älterer Darlehen zu lösen. „Das ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn die zu zahlende Vorfälligkeitsentschädigung niedriger ist als der Zinsvorteil während der Restlaufzeit“, betont Roll.

Nicht minder wichtig ist es, das Kreditgespräch gründlich vorzubereiten. Denn auch im aktuellen Umfeld achten die Geldhäuser genau auf ihre eigenen Risiken. Ebenso sollte die angestrebte Finanzierung zu den persönlichen Bedürfnissen passen. Als Sicherheitsreserve für den kurzfristigen Liquiditätsbedarf dient die klassische Betriebsmittellinie. Zinsen fallen dabei nur an, wenn sie tatsächlich in Anspruch genommen wird. Je nach Branche kann die Bank dabei aber auch saisonale Bedürfnisse berücksichtigen: zum Beispiel weil ein Landwirt im Frühjahr einen größeren Kreditrahmen braucht als im Herbst, wenn die Ernteerträge fließen.

Auf die Laufzeiten achten
Zur Finanzierung von Investitionen in Maschinen, Gebäude und sonstiges Anlagevermögen sind länger laufende Darlehen die passende Lösung. Die Betriebsmittellinie sollte dafür tunlichst nicht in Anspruch genommen werden. „Das rächt sich früher oder später, weil dann schnell einmal die Liquidität für das laufende Geschäft fehlen kann“, warnt Andreas Bachmeier, Mittelstandsberater bei Ecovis. Bei Kreditlaufzeiten über mehrere Jahre können entweder laufende Tilgungen oder die Rückzahlung am Ende der Laufzeit vereinbart werden. Auch hier gilt es, genau nachzurechnen. Denn die letztere Variante ist zwar liquiditätsschonend, aber mit einem höheren Zinsaufwand verbunden.

Unabdingbar ist es, beim Kreditgespräch überzeugende Zahlen und Fakten zu präsentieren. Dazu gehören die Bilanz und die aktuellen Betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA), bei Einzelunternehmern und Personengesellschaften aber auch Unterlagen zur persönlichen wirtschaftlichen Situation des Unternehmers oder der Gesellschafter. „Der Kreditnehmer muss darüber hinaus eine Ertragsvorschau von bis zu drei Jahren und eine daraus abgeleitete Liquiditätsplanung für die nächsten zwölf Monate präsentieren“, sagt Bachmeier. Besondere Überzeugungsarbeit haben zudem Existenzgründer zu leisten. An der ausführlichen Darstellung des Geschäftsmodells inklusive der Beschreibung ihres Markt- und Wettbewerbsumfelds, der Standortgegebenheiten und der persönlichen Qualifikation führt für sie kein Weg vorbei. Etablierte Betriebe wiederum müssen aussagekräftige Unterlagen zu den von ihnen zu stellenden Sicherheiten bereithalten. Dazu zählen die Grundschuld bei Immobilien, Sicherungsübereignungen der finanzierten Maschinen und Anlagen oder Bürgschaften von Privatpersonen.

Alternativen zum Bankkredit
Nicht immer aber muss eine Finanzierung mit der Bereitstellung von Sicherheiten verbunden sein. Beteiligungsgesellschaften etwa verzichten darauf, weil ihr Geschäftsmodell nicht auf Zinserträge und Rückzahlung abzielt. Sie wollen stattdessen am Ertrag des Unternehmens partizipieren und ihre Anteile nach einigen Jahren zu einem möglichst höheren Preis wieder verkaufen. Für einen Mittelständler kann eine solche Partnerschaft auf Zeit dennoch interessant sein, weil er dadurch sein Eigenkapital stärkt und damit wiederum zusätzlichen Spielraum für Kredite schafft. Wer seine Kreditlinien schonen will, kann auch über andere Alternativen zum Bankdarlehen nachdenken. So bietet Leasing den Vorteil, dass das Unternehmen die so gemieteten Fahrzeuge, Maschinen oder Geräte nach einer bestimmten Zeit an die Leasinggesellschaft zurückgeben kann und sich die Raten zielgenau an die Nutzungsdauer anpassen lassen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Betrieb immer auf dem neuesten Stand sein will und es vermeiden möchte, beispielsweise Altfahrzeuge mit hohen Preisabschlägen verkaufen zu müssen. Nehmen die Kunden regelmäßig lange Zahlungsziele in Anspruch, ist möglicherweise auch das Factoring interessant. Hier fließt durch den Verkauf der Forderungen die Liquidität schneller in den Betrieb, der dann seinerseits durch schnelle Zahlungen Skonti der Lieferanten nutzen kann.

Kehrseite der Niedrigzinsen
So erfreulich die niedrigen Zinsen bei der Kreditbeschaffung sind, so nachteilig wirken sie auf der Anlageseite. Allen voran die Lebensversicherer, die einen Großteil der ihnen anvertrauten Gelder in Zinsanlagen investieren, können kaum noch zeitgemäße Renditen erwirtschaften. „Die Ablaufleistungen werden weiter sinken“, warnt Bachmeier. Bei Altverträgen resultiert daraus ein besonderes Problem, wenn die Kapitallebensversicherung für die Tilgung eines endfälligen Darlehens vorgesehen ist und die unter den ursprünglichen Erwartungen liegende Ablaufleistung dafür nicht ausreicht. „Hier sollte durch den Kreditnehmer frühzeitig gegengesteuert werden“, rät Ecovis-Experte Thomas Roll. Im Gespräch mit der Bank kann für das Darlehen eine Änderung der Tilgungsmodalitäten vereinbart werden, um durch entsprechende laufende Tilgungen die Deckungslücke immerhin Schritt für Schritt zu schließen.

Was wir für Sie tun können

  • Saubere und fundierte Aufbereitung Ihrer Unternehmenszahlen, mit der Sie den hohen Ansprüchen der Banken gerecht werden.
  • Lückenlose Zusammenstellung der für die Bank relevanten Daten rund um das Unternehmen im Rahmen eines plausiblen Gesamtkonzepts.
  • Erstellung anerkannter Gutachten zum Wert von Immobilien, die als Sicherheiten für Kredite dienen.
  • Hinweise zu den steuerlichen und bilanziellen Auswirkungen einzelner Finanzierungsinstrumente.

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