China führt neue Pilotprojekte für Freihandelszonen ein

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Um mehr ausländische Investoren anzuziehen errichtet China drei weitere Pilot-Freihandelszonen in den Provinzen Tianjin, Guangdong und Fujian.

Freihandelszonen ermöglichen seit über zwei Jahrzehnten mehr Flexibilität im Handel. Seit kurzem erweitert die chinesische Regierung die Bestimmungen und ernennt, auf dem Shanghaier Model basierend, weitere Gebiete zu sogenannten Pilot-Freihandelszonen. Unter Freihandelszonen versteht man spezielle ökonomische Regionen, in denen lokalen und internationalen Unternehmen Anreize geboten werden, sich niederzulassen. Dazu gehören nicht nur finanzielle Anreize, niedrigere Zölle und eine höhere Flexibilität im Währungshandel. Auch vereinfachte Registrierungsprozesse ziehen ausländische Investitionen an.

Freihandelszonen in China wurden für eine breite Auswahl an Industrien etabliert, der Fokus liegt hauptsächlich auf Produktion und Handel. Die neue Freihandelszone Tianjin zum Beispiel hat spezielle Bezirke für Mikroelektronik, Industrien für leichte Textilien, die Chemieindustrie und die Automobilindustrie. Alle befinden sich infrastrukturell strategisch angebunden zwischen Beijing und dem Tianjiner Flug- und Frachthafen, zwei führende Frachtdrehkreuze der Welt.

Chinas Regierung hat zudem bekanntgegeben, dass die Liste möglicher Industrien für ausländische Investitionen erweitert wird. Obwohl noch kein spezifischer Plan veröffentlicht wurde, sollen Einschränkungen für ausländische Investitionen in spezielle Industriezweige in Zukunft gelockert werden. China ist zur Zeit größter Empfänger ausländischer Direktinvestitionen. Die Möglichkeit von Liberalisierungen, zum Beispiel im Bereich des Finanzsektors und anderen Bereichen auf der Liste der stark eingeschränkten Auslandsinvestitionen, zieht die Aufmerksamkeit vieler ausländischer Investoren auf sich und birgt in Zukunft ein enormes Potential für neue Geschäftsmöglichkeiten. Dies ist für China ein weiterer Weg ausländische Unternehmen an den chinesischen Markt zu locken, trotz eines langsameren ökonomischen Wachstums.

Fokus: Pilot-Freihandelszone Tianjin

Nicht nur die Tatsache das sich Tianjin strategisch gut positioniert, nah am politischen Zentrum Chinas befindet, kann eine wichtige Variable in der Wachstumsstrategie eines Unternehmens sein. Als einer der Ausläufer der antiken Seidenstraße ist Tianjin auch heute noch ein wichtiger logistischer Standpunkt. Das mitunter weltweit höchste Frachtvolumen des Tianjiner Flug- und Frachthafens, gepaart mit der Anbindung an Chinas neu ausgebautes Hochgeschwindigkeitsstreckennetz der Bahn stellen einen enormen wirtschaftlich-strategischen Vorteil dar. Darüber hinaus ist die Pilot-Freihandelszone Tianjin die einzige ihrer Art in Nordchina welche in kürzester Entfernung über beträchtliche Öl- und Gasdepots verfügt.

Momentan sind vorrangig die Mobil-, Elektronik-, Biotechnologie-, Pharma- und petrochemische Industrie in Tianjin angesiedelt. Um diese in Zukunft noch mehr zu fördern und auch noch weitere Industrien anzulocken, sollen bereits vorhandene Freihandelszonen wie etwa die von der Regierung initiierte TEDA (Tianjin Economic-Technological Development Area) oder Binhai New Area zum Gegenstand des neuen Pilotprojekt werden. Vorgesehene Schritte sind vor allem die Vereinfachung administrativer Prozesse, wie etwa bei einer Firmengründung. Ausländische Investoren sollen in Zukunft von folgenden Anreizen in der Pilot-Freihandelszone Tianjin profitieren:

  • Gründung einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft (WFOE) innerhalb von zwei Wochen
  • Registrierung des Unternehmens in 24 Stunden (Firmenlizenz, Firmensiegel)
  • Vereinfachte Leasing Prozeduren für den Kauf großer Vermögensgegenstände
  • Der Transfer von Grundkapital benötigt nicht die Genehmigung von der State Administration of Foreign Exchange (SAFE). Eine Registrierung mit der zuständigen Bank genügt.
  • Einführung eines elektronischen Zollverfahrens zur Beschleunigung von Zollangelegenheiten
  • Unternehmen wird es gestattet RMB direkt in andere Währungen umzutauschen und umgekehrt
  • Unternehmen ist es erlaubt ihre eigenen autorisierten Transportfahrzeuge zu nutzen

Bei den geplanten Freihandelszonen handelt es sich um Pilotprojekte nach dem Shanghaier Vorbild. Bisher wurden jedoch von der Regierung noch keine klaren Bestimmungen festgelegt. In den zukünftigen in die Zone eingebetteten bestehenden Entwicklungszonen haben sich bereits mehrere tausend ausländische, kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt und auch Global Player wie Volkswagen und Toyota haben eine Niederlassung. Diese Zahl wird sich vor dem Hintergrund China‘s Bemühungen, weitere ausländische Direktinvestitionen anzuziehen, in der Zukunft noch vergrößern.

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