Deutscher Corporate Governance Kodex: Mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen
Der neue Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) verankert Umwelt- und soziale Aspekte sowie Prinzipien einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Zudem muss künftig im Aufsichtsrat börsennotierter Unternehmen eine verantwortliche Person für Fragen der Nachhaltigkeit vertreten sein. Welche Regeln die 14. Reform des DCGK für börsennotierte Unternehmen bringt, weiß Ecovis-Wirtschaftsprüfer Ralph Riese in Berlin.
Mit dem vor 20 Jahren erstmals eingeführten Deutschen Corporate Governance Kodex haben sich die großen börsennotierten Unternehmen zur freiwilligen Einhaltung bestimmter Benimm-Regeln verpflichtet. Rolf Nonnenmacher, Vorsitzender der Corporate-Governance-Kommission, spricht bei der aktuellen 14. Fassung von Änderungen „von geringem Umfang, aber hohem Gehalt.“ Der aktualisierte Kodex trat am 27. Juni 2022 in Kraft.
ESG-Verantwortung – im Aufsichtsrat und im Unternehmen verankern
ESG: Künftig muss im Aufsichtsrat eine verantwortliche Person mit Sachverstand für Fragen der Nachhaltigkeit vertreten sein. Außerdem sind ESG-Aspekte – Aspekte aus Umwelt, Sozialem und verantwortungsvoller Unternehmensführung (ESG: Environmental, Social, Governance) – im Unternehmen zu verankern. Der Vorstand muss Transparenz sicherstellen. Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben sind systematisch zu erfassen und zu bewerten.
Lehren aus dem Wirecard-Skandal
Der Prüfungsausschuss soll regelmäßig mit den Abschlussprüfern tagen, also auch ohne den Vorstand. Im Lagebericht sind die wesentlichen Merkmale des internen Kontrollsystems und des Risikomanagementsystems zu beschreiben und ihre Angemessenheit und Wirksamkeit zu bewerten.
Unternehmen befolgen die meisten Regeln
Der Kodex ist freiwillig. Dennoch richten sich die Unternehmen zunehmend nach den Regeln. Problematisch ist, dass in der Praxis auch Fonds und Investoren Leitlinien aufstellen, die zum Teil in Widerspruch zum DCGK stehen.
Europäische Regeln gehen weniger weit
Die bisher gültigen Regeln haben für mehr Transparenz gesorgt. Der Vergütungsbericht sorgt für Transparenz bei den Manager-Vergütungen. Die EU arbeitet aktuell an eigenen Regeln, die unter Umständen weniger weit gehen als der DCGK; sie könnten das Rad zurückdrehen.
Nachhaltigkeit verankern ist richtig
Ecovis-Wirtschaftsprüfer Ralph Riese in Berlin kennt die Neufassung des DCGK. „Zum Thema Nachhaltigkeit gibt es jetzt mehr Klarheit“, sagt Riese. Positiv findet er, dass die Kommission gegenüber der im Januar 2022 veröffentlichten Konsultationsfassung des Kodex Empfehlungen entschärft hat. „Damals war vorgesehen, dass die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ziele in einem ausgewogenen Verhältnis umzusetzen sind. Das stieß damals zu Recht auf Widerstand. Ein solcher Ausgleich wäre in der Praxis nur schwer herstellbar gewesen.“