Digitalisierung: Wie Mittelständler die Corona-Krise als Chance nutzen können
Die Digitalisierung des Geschäfts bringt jede Menge Vorteile mit sich – das zeigt sich besonders in schwierigen Zeiten wie jetzt. Aber was eignet sich für wen? Und was ist im Digitalisierungsprozess zu beachten?
Ob Blumenbestellung über Instagram, Yogastunden via Videokonferenz oder ein schneller Antrag für Soforthilfe dank digitaler Finanzplanung: Die vergangenen Wochen seit Beginn der Corona-Pandemie haben deutlich gezeigt, wie sehr die Digitalisierung auch für kleine und mittlere Unternehmen den maßgeblichen Unterschied machen kann, wenn es gilt, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Trotzdem gibt es immer noch Unternehmen, die den entscheidenden Schritt in Richtung Digitalisierung des eigenen Unternehmens scheuen. Ein häufiger Grund dafür ist, dass Unternehmer der Meinung sind, ihr Geschäft eigne sich nicht für eine Digitalisierung. „Ein Irrtum“, klärt Thomas Born, Unternehmensberater bei Ecovis in Rostock, auf. „Denn ein digitales Unternehmen zu sein bedeutet eben nicht notwendigerweise, dass das Kernprodukt selbst digital sein muss.“ Sicher, ein Haarschnitt lässt sich nicht ins Internet verlegen. Die Online-Terminvergabe aber schon. Auch digitale Finanzplanung, passende Software für die Bestellung der Pflegeprodukte oder ein gelungener Internet auftritt für den eigenen Laden können das Geschäft erheblich voranbringen. Wer kreativ ist und seinen Kundennutzen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellt, der kann mit dem Einsatz neuer Technologien viel erreichen.
Erste Überlegungen anstellen
Aber was steht denn nun am Anfang eines erfolgreichen Digitalisierungsprozesses? Die eine einzige gute Idee? „Natürlich kommen auch Kunden mit einem konkreten Vorhaben zu uns, beispielsweise dem Wunsch, die Papierberge im Büro in den Griff zu bekommen“, sagt Unternehmensberater Born. Erfolgversprechender aber ist es, das Thema ganzheitlich zu betrachten und einen strukturierten Prozess aufzusetzen. Die digitalisierte Ablage ist dann ein Baustein. Wenn Born und seine Kollegen das Digitalisierungspotenzial eines Unternehmens untersuchen, nehmen sie daher gleich fünf relevante Themen unter die Lupe:
- Technologie
- Prozesse
- Geschäftsmodell
- Strategie
- Mensch
Der Digitalisierungsprozess startet mit einer Bestandsaufnahme im Betrieb: Sind die Computer auf einem guten technischen Stand? Sind die Mitarbeiter ausreichend qualifiziert für die digitale Welt? Was erwarten meine Kunden von mir? Das sind nur einige Fragen, die dabei helfen, ein komplettes Bild des Betriebs in Bezug auf seinen digitalen Reifegrad zu bekommen. Dieser zeigt an, wie weit ein Unternehmen in der datenbasierten Welt angekommen ist und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Individuelle Lösungen finden
Anschließend lassen sich gezielte und passgenaue Maßnahmen ableiten, um das Unternehmen ins digitale Zeitalter zu führen. Das kann in einem Wirtshaus mit Biergarten zum Beispiel ein automatisiertes Warenbestellsystem sein, das mit Wetterdaten arbeitet: Ist Sonnenschein angesagt, werden mehr Getränke bestellt. Für einen Blumenladen bedeutet es vielleicht, dass die Werbung künftig auf der Social-Media-Plattform Instagram stattfinden sollte. Es hängt ganz vom einzelnen Unternehmen ab. „Schließlich ist Digitalisierung kein Selbstzweck“, sagt Born. Vielmehr geht es darum, die Digitalisierung zu nutzen, um effizienter und effektiver zu arbeiten. „Wer als Unternehmer die richtige Einstellung mitbringt, also Kundenwünsche genauso im Blick hat wie datengetriebene Innovationen, der hat das Einmaleins der Digitalisierung verstanden“, sagt Born.
Gibt es denn den einen alles entscheidenden Faktor, der über den Erfolg oder Misserfolg eines Digitalisierungsprozesses entscheidet? Unternehmensberater Born ist sich sicher: „Der Faktor Mensch wird häufig unterschätzt. Dieser spielt aus unserer Erfahrung die wichtigste Rolle.“ Das bedeutet: Geschäftsführung und auch Mitarbeiter müssen bereit sein, sich auf Unbekanntes einzulassen, eingespielte Prozesse zu hinterfragen und auch jede Menge Neues zu lernen. Also keine Angst vor sperrigen Begriffen wie Social Media, künstliche Intelligenz oder Internet of Things.
Aber was ist mit den Risiken der Digitalisierung, etwa mit den Stolpersteinen rund um Datenschutz und Datensicherheit? „Diese Aspekte im Auge zu behalten gehört zum Digitalisierungsprozess dazu“, sagt Born und ergänzt: „Wichtig aber ist: Für den Mittelstand wird es von großer Bedeutung sein, digitale Geschäftsmodelle einzuführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitalisierung sollte daher nicht als Risiko, sondern als Chance aufgefasst werden.“
Wie sich Digitalisierung finanzieren
lässt Eine Reihe von Fördermitteln auf Bundes- oder Landesebene helfen speziell kleinen und mittelständischen Betrieben, diese neuen Chancen zu finanzieren. „Auch für Beratung gibt es Zuschüsse. Und anhand unseres Fördermittel-Guides, den wir zusammengestellt haben, finden wir für unsere Mandanten die besten Fördermöglichkeiten. Natürlich unterstützen wir auch bei den entsprechenden Anträgen und helfen, die einzureichenden Business-Pläne zu erstellen“, sagt Digitalisierungsexperte Thomas Born.
Tipp: Fördermittel für die Digitalisierung
Sie planen Digitalisierungsprojekte? Informieren Sie sich bei Ihrem Ecovis-Berater und hier:
- ERP-Digitalisierungskredit der KfW: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Innovation
- Go-digital vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Digitale-Welt/foerderprogramm-go-digital.html - Go-Inno vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: https://www.innovation-beratung-foerderung.de/INNO/Navigation/DE/go-Inno/go-inno.html
Zudem gibt es verschiedene Förderprogramme der Bundesländer. Mehr dazu hier: https://transformation-it.de/foerderprogramme-digitalisierungsprojekten-durch-die-bundeslaender/
Thomas Born, Unternehmensberater bei Ecovis in Rostock