Global MNC Tax Complexity Survey 2020: „Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel wird es nie geben“
Die steuerliche Gesamtkomplexität für multinationale Unternehmen (MNCs) hat in den letzten zwei Jahren weltweit noch einmal zugenommen. Das haben Forscher der Universität Paderborn und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München bei ihrer dritten globalen Umfrage zur Steuerkomplexität herausgefunden. Auch Partner von ECOVIS International haben an der Umfrage teilgenommen.
Aufbauend auf den Ergebnissen vergangener Studien gab es im Juni 2021 die neueste Tax Complexity Survey. Professor Deborah Schanz, von der LMU, und Professor Caren Sureth-Sloane, Uni Paderborn, haben im vergangenen Jahr 635 Steuerberaterinnen und Steuerberater aus 110 Ländern gefragt, wie sie sie die Steuerkomplexität und das Körperschaftsteuersystem für MNCs bewerten. Folgende vier Kernthemen haben sie dabei aufgedeckt:
1. Steuerkomplexität nimmt zu
In 58 von 110 Ländern hat die steuerliche Komplexität für MNCs in den letzten zwei Jahren zugenommen. Die Studie beschreibt, wie schwierig es ist, Steuervorschriften zu lesen, zu verstehen und einzuhalten, und wie komplex in den verschiedenen Ländern die Gesetzgebung und die Prozesse in den Verwaltungen sind. Weil die Regierungen Gesetze ständig ändern oder neue Vorschriften erlassen, seien immer mehr Aspekte zu berücksichtigen. Dies erhöht die Komplexität. Das Schließen von Steuerschlupflöchern, die Digitalisierung und der globale Steuerwettbewerb sind in diesem Zusammenhang einige der wichtigsten Punkte.
2. Verrechnungspreise am kompliziertesten
Von allen untersuchten Steuerregelungen nehmen laut der Studie multinationale Unternehmen die Regelungen zu Verrechnungspreisen in 69 von 110 Ländern als den komplexesten Teil des Steuerrechts wahr. Um Steuern zu vermeiden, berechnen Unternehmen ihren Partnerfirmen in Hochsteuerländern höhere und in Niedrigsteuerländern niedrigere Preise, obwohl die konzerninternen Transaktionen die gleichen sein sollten wie wenn es sich um eine externe Transaktion handeln würde. Was die Regelungen extrem komplex macht, sind vor allem die Anforderungen an die Buchführung.
3. Mangelnde Qualität von Gesetzen
Die Studie ergab auch, dass mangelnde Qualität in den Gesetzentwürfen für neue Steuergesetze in 85 von 110 Ländern als größtes Problem im Gesetzgebungsverfahren gesehen wird. Bis ein neues Gesetz verabschiedet ist und in Kraft tritt braucht es viele Schritte. Die Gesetzentwürfe haben jedoch aufgrund der komplizierten Sprache und ungenauer Übersetzungen oft eine eher schlechte Qualität. Dies macht Steuergesetze noch schwerer verständlich und stellt Berater und Geschäftsinhaber vor Schwierigkeiten.
4. Unvorhersehbare Zeiträume
Bis ein Einspruch endgültig entschieden ist, kann einige Zeit vergehen – zu viel Zeit nach Meinung der meisten Einspruchsführer. Sowohl auf Ebene der Verwaltung als auch auf gerichtlicher Ebene ist das ein ernstes Problem. Berufungen können sich über mehrere Jahre hinziehen und verteuern sich dadurch erheblich.
Die Partner von ECOVIS International haben neben vielen anderen an der Befragung teilgenommen. „Unsere Mandanten bestätigen die Studien-Ergebnisse“, sagt Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Alexander Weigert, Vorstand bei ECOVIS International. „Wir wissen alle: Eine Steuererklärung auf einem Bierdeckel wird es für einen Mittelständler nie geben. Aber multinationale Unternehmen brauchen viele finanzielle und personelle Ressourcen, um ihre steuerlichen Pflichten zu erfüllen. Und sie brauchen ein gut funktionierendes globales Netzwerk von Spezialisten, damit sie alle Vorschriften einhalten.“
Das weltweit tätige Beratungsnetzwerk ECOVIS International bietet mit seinem interdisziplinären Netzwerk von fast 9.000 Mitarbeitern in mehr als 80 Ländern Beratung und Expertise, insbesondere bei internationalen Transaktionen und Investitionen. Steuerliche Komplexität ist ein allgegenwärtiges Thema für alle Unternehmen. Die Beraterinnen und Berater von ECOVIS International wissen, wie man es am besten angeht.
Ein Foto von Alexander Weigert können Sie hier herunterladen: